Als Teil der Online-Befragung wurden die Teilnehmenden auch gebeten, den zukünftigen Bargeldanteil zu schätzen. Die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde wurden den Teilnehmenden in der zweiten Runde rückgespiegelt. Sie hatten daraufhin die Möglichkeit, unter dem Eindruck des Gesamtergebnisses aus der ersten Runde eine erneute Einschätzung abzugeben. Für die Szenarienkonstruktion wurden basierend auf den Hypothesen je Schlüsselfaktor drei Entwicklungspfade (Projektionen) erarbeitet. Sie folgen dem MECE-Prinzip (mutually exclusive and collectively exhaustive – sich gegenseitig ausschließend und gemeinsam erschöpfend). Die Projektionen basieren auf den möglichen Entwicklungen, die von den Expertinnen und Experten als wahrscheinlich angenommen wurden.
Das Zahlungsverhalten ist sehr ausdifferenziert und abhängig von der Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Gruppen und Milieus. Personen, die Innovationen im Zahlungsverkehr gegenüber offen sind, nutzen unbare Zahlungsmittel wie auch den digitalen Euro stärker als Bargeld. Wirtschaftlich eingeschränkte oder benachteiligte Personen und Menschen, die an Einfachheit und an einer guten Übersicht über die eigenen Ausgaben interessiert sind, ziehen Bargeld den unbaren Zahlungsmitteln vor.
In keinem Zukunftsszenario verschwinde das Bargeld jedoch komplett, kommentierte Burkhard Balz die Ergebnisse der Studie. In zwei von drei Bezahlwelten wären der Zugang zu Bargeld und die Akzeptanz allerdings nicht voll gewährleistet. Damit wäre die Wahlfreiheit praktisch nicht gegeben und die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten gefährdet. In einer repräsentativen Umfrage der Studie hätten jedoch 93 Prozent der Befragten angegeben, dass sie auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, ob sie bar oder unbar bezahlen.
Dieser Frage geht eine Studie nach, die im Auftrag der Bundesbank vom Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus erstellt wurde. Darin werden drei mögliche Zukunftsszenarien vorgestellt, die zeigen, wie sich das Bezahlen in den nächsten 15 bis 20 Jahren entwickeln könnte. Nach der Definition des Szenariofeldes kam zur Identifikation der Einflussfaktoren unter anderem die Methode des Horizon Scanning zum Einsatz. Horizon Scanning erlaubt es, innerhalb vordefinierter Suchfelder systematisch in Online-Quellen nach Informationen im Kontext des Untersuchungsgegenstandes zu suchen. Dadurch können mögliche relevante Trends, Entwicklungen und Technologien sowie schwache Signale gefunden werden. Schwache Signale sind nicht offensichtliche, frühe Informationen über mögliche bevorstehende Veränderungen.
Bargeld der Zukunft
Das Szenario „Die Bezahlwelt in der Bargeld-Renaissance – smart, selbstbestimmt und resilient“ (im Folgenden „Bargeld-Renaissance“) beschreibt eine teilweise Rückbesinnung auf das Bargeld und seine Vorzüge. Die Entwicklungen in den 2020er Jahren – Extremwetterereignisse, Pandemie und Kriege – zeigten die Verletzlichkeit der Infrastruktur und der Wirtschaft, die davon abhängt, dass globalisierte und kaum diversifizierte Lieferketten störungsfrei sind. Das Bewusstsein für diese Entwicklungen führte zu einer Besinnung auf eine nachhaltigere Lebensweise, die mit dem Bezug von regionalen Produkten und Dienstleistungen sowie dem Einkauf in lokalen Geschäften verknüpft wurde. Da in diesen Geschäften die Annahme von Bargeld üblich war, schwächten sich die Rückgangsraten bei der Bargeldnutzung etwas ab.
Wo steckt das ganze Euro-Bargeld?
Sie sorgt für die Verteilung an Handel und Banken, zieht Falschgeld aus dem Verkehr und ersetzt beschädigte Münzen und Banknoten. Obwohl bargeldlose Zahlungsinstrumente heute immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor das meistgenutzte Zahlungsmittel – insbesondere bei kleineren Beträgen und alltäglichen Einkäufen. Anders als bei Tagesgeld gibt es bei Geldmarktfonds und ETFs keine gesetzliche Einlagensicherung. Weil das Anlegergeld aber breit investiert wird, hält sich die Gefahr eines größeren Verlustes in Grenzen, weil eher unwahrscheinlich ist, dass viele Firmen oder Staaten gleichzeitig ihre Anleihen platzen lassen. Die Europäische Zentralbank arbeitet parallel daran, ob es neben dem Bargeld einen digitalen Euro geben sollte. In der derzeitigen Vorbereitungsphase, die im November 2023 begann, wird die Entwicklung eines digitalen Euro weiter vorangetrieben.
Obwohl die Verwendung von Bargeld zunächst rückläufig war, findet sie in diesem Szenario deshalb in den 2030er-Jahren eine neue Stabilität. Durch die Integration der Gesellschaftstypologie der Sinus-Milieus wirddeutlich, welche unterschiedlichen Herangehensweisen,Erwartungen sowie Treiber und Barrieren bzgl. Als Delphi-Methode wird eine mehrstufige systematische Befragung von Expertinnen und Experten bezeichnet, in der Konsens und Dissens über zukünftige Entwicklungen deutlich werden.
Die von der Bundesbank in Auftrag gegebene Studie „Bargeld der Zukunft“ wirft einen systematischen Blick auf die Chancen und Herausforderungen der mittel-bis langfristigen Zukunft. Die Studie entwickelt drei explorative Szenarien für die Zukunft des Bargeldes. Die Szenarien beschreiben alternative Entwicklungen für das Bargeld und dessen Umfeld in Deutschland bis zum Jahr 2037.
Bundesbank mahnt zu Vorsicht
Nutzerinnen und Nutzer, die dies umgehen möchten, müssen meist längere Wege in Kauf nehmen. Die von der Bundesbank in Auftrag gegebene Studie wurde vom Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE Innovation + Technik und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus von Februar 2022 bis November 2023 erstellt. In den drei Szenarien sinkt der Bargeldanteil an den Gesamttransaktionen in den kommenden 15 bis 20 Jahren zunächst. Weil in zwei der drei Szenarien der Zugang zu Bargeld deutlich erschwert wäre, würde die Wahlfreiheit der Menschen stark reduziert werden. Außerdem könnte das Bargeld seine Stabilisierungsfunktion in Krisen nicht mehr erfüllen. Zudem wünschen sich ein Großteil (93 %) der im Rahmen der Studie befragten Deutschen, dass das Bargeld erhalten bleibt.
Das meiste Bargeld hatten die Niedersachsen mit 124 € und die Saarländer mit 121 € bei sich, gefolgt von Baden-Württembergern mit 105 € und Bayern mit 101 €. Die untersten Plätze im mobilen Bargeldbestand belegten die Berliner mit 57 €, Bewohner Thüringens mit 56 € und schließlich Menschen aus Schleswig-Holstein mit 53 €. So schließen die Autoren https://fest-des-teilens.de/ der Studie darauf, dass die nördlichen Länder es ihren Grenzländern wie Schweden und Dänemark gleich tun und vermehrt auf bargeldloses Bezahlen setzen.
Die Akzeptanz von Bargeld sowohl im Handel als auch bei öffentlichen Einrichtungen und in ehemaligen Bargeldbastionen ist im Szenario „Hyperdigitale Bezahlwelt“ kaum mehr gewährleistet. Die Digitalisierung hat in diesem Szenario zu einer weiten Verbreitung von unbaren Zahlungslösungen geführt, die oft direkt bei der digitalen Abfrage von Dienstleistungen beziehungsweise bei Bestellungen integriert sind. Rechtliche Vorgaben zur Bargeldannahme sind in dem Szenario aufgrund zahlreicher Ausnahmetatbestände kaum wirksam. Wenngleich vor allem der Handel die Annahme von Bargeld von den Wünschen der jeweiligen Kundschaft abhängig macht, wird gleichwohl zur Nutzung von unbaren Zahlungsmitteln aufgefordert. In einigen ehemaligen Bargeldbastionen hält sich Bargeld weiterhin, aber mit rückläufiger Bedeutung. Zwar existiert in diesem Szenario eine grundsätzliche obligatorische Annahmepflicht.
Wie Balz erklärt, liegt ein großes Problem darin, dass in zwei der drei Szenarien die „Wahlfreiheit praktisch nicht gegeben und die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten gefährdet“ ist. Eine zur aktuellen Studie gehörende Umfrage zeige jedoch, dass 93 Prozent der Befragten auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, zu welchem Zahlungsmittel sie greifen. Wie die Bundesbank berichtet, könnte die sinkende Anzahl von Bankfilialen und Geldautomaten, die eine wichtige Anlaufstelle für Bargeld sind, eine ausreichende Versorgung damit immer schwieriger machen. Zwei von drei dafür skizzierte Szenarien für das Bezahlen mit Scheinen und Münzen im Jahr 2037 zumindest zeigten negative Entwicklungen. Über die Hälfte der Befragten gab an, bereits ab 11 € die Karte oder das Handy zum Bezahlen zu zücken, während die meisten über 55-Jährigen erst bei Beträgen über 100 € auf Bargeld verzichten würde. Nicht nur im Alter, sondern auch in der Regionalität unterschied sich der Bargeldbestand im Portemonnaie der Befragten.
Sie stellt zudem ein bedarfsgerechtes Dienstleistungsangebot für Bargeldgeschäftspartner zur Verfügung. Der Anteil unbarer Zahlungsmittel wächst daher deutlich langsamer als zu Beginn der 2020er Jahre. SV basiert unter anderem auf kollektivem Wissen und integriert unterschiedliche Perspektiven und Fachkenntnisse.
Das Horizon Scanning lieferte beispielsweise auch Erkenntnisse zur Entwicklung von Zukunftsannahmen, während aus der Megatrendanalyse, der Lebensstil 7 und der Bargeldakteursanalyse auch Einflussfaktoren gewonnen werden konnten. Deshalb wurde in der zeitlichen Abfolge der Studie vom oben gezeigten Schema abgewichen, und diese Methoden wurden bereits vor der Cross-Impact-Analyse durchgeführt.
Dadurch fallen die hohen Fixkosten 8 für die Bargeldversorgung stärker ins Gewicht. Um die Fixkosten insgesamt zu senken, könnte die Bargeldinfrastruktur abgebaut werden, wodurch eine Abwärtsspirale entstünde. Die Konsequenz einer solchen Abwärtsspirale wäre eine im Alltag deutlich eingeschränkte Zahlungsmittelwahl.